Eurosol bedeutet „Eurosonne“ und Sonne hat diese Wohnanlage in Torremolinos – wie alles in einer Region, die nicht umsonst Costa del Sol (Sonnenküste) heißt – mehr als genug. Europäisch – im Sinne von den vorherrschenden architektonischen und städtebaulichen Trends im Europa Mitte der sechziger Jahre ähnlich – ist Eurosol durch seine Verwendung eines hohen neungeschossigen und zweier niedriger vier- und fünfgeschossiger Gebäudetypen und deren Zusammenfassung mit Läden und Grünflächen zu einem Wohngebiet, das nicht umzäunt oder ummauert, sondern mindestens halböffentlicher Teil der umliegenden Stadt ist.
Wenn das ganz normal, kaum erwähnenswert klingt, dann, weil es das in weiten Teilen Europas war, nicht aber in Spanien; es gibt in ganz Torremolinos und weit darüber hinaus nichts Vergleichbares. Es gibt zwar durchaus noch größere Wohnanlagen, aber die sind alle abgeschottet, haben Tore und Pförtner. Nicht einmal einen Swimming Pool hat Eurosol, als solle es eins zu eins auch in kälteren Gegenden nachgebaut werden können, als sei es gesamteuropäisch gedacht. Europäisch heißt hier nämlich auch: nicht-spanisch.
Das ist selbstverständlich nicht absolut, vielmehr ist Eurosol eine Mischung aus Europäischem – Euro – und Spanischem – Sol. Schon, daß die Balkone der neungeschossigen Gebäude fast direkt nach Süden ausgerichtet sind, wodurch die andere Seite im Winter kein direktes Sonnenlicht erhält, wäre nördlicher in Europa undenkbar. In dieser für den Sommer konzipierten Architektur aber sind an diesen Seiten zusätzlich schmale, loggienartige Räume, die der Kühlung der hier angeordneten Küchen, Bäder, vor welchen beiden bei den südlichen Gebäuden die Lamellen sind, und Schlafzimmer dienen.
Weiterhin sind einige der Veränderungen, die Eurosol im Laufe seiner Existenz erlebte, typisch spanisch. Daß die Erschließungskerne zuerst an zwei Seiten mit verglasten Ladenräumen erweitert wurden und dann weiter wuchsen, so daß heute nur noch zwei der Gebäude ihre mittigen Durchgänge haben, ist noch ein simples kommerzielles Erfordernis und eine naheliegende Ausnutzung der baulichen Gegebenheiten. Auch, daß die Blumenkästen, die einst in den Balkongeländern integriert waren, fast überall verschwunden sind und viele Balkone mit Glaswänden zugebaut wurden, ist nicht überraschend.
Doch daß in den Räumen unter der Platzebene heute statt der Läden Wohnungen eingerichtet wurden, also unter dem sonnigen hochaufragenden Eurosol ein schattiges, fast unterirdisches Eurosol ist, das ist eine spanische Erscheinung.
Durch die Öffnung zum Grün des Parks wird immerhin der Eindruck von Elendsbehausungen, der bei ähnlichen Wohnungen etwa beim Edificio Congreso (Gebäude Congreso) im Zentrum von Torremolinos stark ist, vermieden, aber im Norden Europas gäbe es das niemals.
So bleibt es die zusammenhängende, großzügige und nichtexklusive Stadtplanung, die Eurosol so ungewöhnlich europäisch macht. Durch sie hätte es Vorbild eines anderen, europäischen Torremolinos sein können, doch das Chaos des spanischen Torremolinos war stärker. Letztlich hatte diese Stadtplanung auch weniger mit Europa als mit dem Wohlfahrtsstaat im Westen und dem Sozialismus im Osten zu tun und verschwand mit diesem. Aber Eurosols Ähnlichkeit damit und die Sonne genügen allemal dafür, daß sein Name paßt.