Im Zentrum von Trenčín öffnet sich nach dem alten Mierové námestie (Friedensplatz), der in die Achse des neuen Zentrums übergeht, dem Okresný úrad (Kreisamt), mit dem dieses beginnt, dem kleinen Štúrovo námestie (Štúrplatz) und dem Restaurantgebäude ein weiterer, etwas breiterer Platz entlang der alten Bebauung, der aber von einem neungeschossigen Punkthaus mit flacher Ladenzeile abgeschlossen wird. Daneben steht außerdem das Prior-Kaufhaus, das immer unauffällig war und heute durch Umbauten gänzlich unscheinbar ist.
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Bestimmt wird der namenslose Platz vom Dom Armády (Haus der Armee), das seine andere Breitseite gegenüber den alten Häusern einnimmt. Es ist ein repräsentatives Veranstaltungsgebäude, das anderswo als in der Garnisonsstadt Trenčín wohl Dom Kultúry (Haus der Kultur) hieße, und hat wieder sandfarbene glatte Steinverkleidung. Zum Platz zeigt es als Sechseck mit zurückgesetztem verglastem Erdgeschoß und entsprechendem Foyer, zwischen denen ein hohes Balkonband mit der Verkleidung schwebt, während darüber ein noch höheres Band das Dach bildet.
Rückwärtig türmen sich die fensterlosen Baukörper des Saals auf und in der Ecke sind verschachtelte Treppenanlagen.
Entlang der Straße gibt sich das Dom Armády ganz konventionell mit zurückgesetztem Erdgeschoß, Fensterbändern und orangener Verkleidung auf drei Geschossen, die nur in der Mitte und am Ende von steinverkleideten Erkern unterbrochen werden.
Auf der linken Seite verläuft bereits seit dem Ende des Restaurantgebäudes ein sechs- bis siebengeschossiges Wohngebände mit vorgesetzter Ladenzeile, das das Rückgrat der gesamten Achse ist. Die in drei langen Stufen, vor denen große Glasflächen den Blick auf die Treppen freigeben, leicht vorrückende Ladenzeile hat zwei Geschosse, wobei im unteren Schaufenster sind und das obere aus einem durchgehenden Fensterband in einem schrag überstehenden Teil besteht. Darauf sind die großen Terrassen der ersten Wohngeschosse, deren Brüstungen wiederum leicht nach innen abgeschrägt sind und aus denen dicke Betonbalken nach vorne ragen.
Die erste Hälfte des Wohngebäudes hat kompliziert vor-, zurück- und ineinandergesetzte Balkone und Terrassen, während die zweite eine ganz konventionelle Fassadengliederung mit regelmäßigen Balkonischen hat.
Durch die Ladenzeile sind sie aber zusammengefaßt und die Unterschiede überbrückt.
Nachdem das letzte Stück der Zentrumsachse von Trenčín somit zwischen Wohngebäude und Dom Armády nur noch von neuer Bebauung gerahmt war, leiten an ihrem Ende links drei versetzt nach vorne tretende quadratische Ladenpavillons auf einer leicht erhöhten Ebene zur Straße zurück, während rechts eine Rampe zu einer Bushaltestelle führt.
Ein zehngeschossiges Punkthochhaus mit an den Ecken wie hochgeklapptem Dach markiert hinter den Pavillons zum einen das Ende der Achse und ist zum anderen das erste von drei, die nach links den Hang hinaufführen.
Erst jetzt begegnet man wieder dem Autoverkehr, denn die gesamte beschriebene Achse ist allein den Fußgängern vorbehalten. Für sie gibt es auf ihrer gesamten Länge Hochbeete, deren Ränder teils geschwungen aus dem Pflaster ansteigen, und charakteristische Bänke, die aus hölzernen Sitzflächen zwischen halbrunden Betonwänden bestehen.
Das größte Problem neuer Stadtzentren, das sogar die Lijnbaan oder die Stadtpromenade nur halbwegs lösen – wie nämlich die Bereiche jenseits von ihnen angebunden sind – besteht in Trenčín aufgrund der topographischen Gegebenheiten nur zur Hälfte, da hinter der linken Seite, wo sich die neue Bebauung konzentriert, fast unmittelbar der steile Hang anschließt.
So ist dort vor der Betonwand nur noch eine Erschließungsstraße, an der bei den Eingängen der Wohngebäude Grünflächen gleich denen in vorstädtischen Wohngebieten und hinter dem Verwaltungsgebäude eine fast runde Garagenanlage sind. An der einzigen Stelle, wo es eine Verbindung in den höher auf dem Brezina gelegenen Park gibt, bildet die Treppe an der Mauer ein Gegenstück zur überdachten Treppe, die auf deren anderen Seite zum Plateau einer Kirche hinaufführt.
Auf der rechten Seite schließt die überkommene Stadt sofort an, so daß auch hier die Anbindung fließend ist, doch bald dahinter bildet die Straße, die den vom Zentrum ferngehaltenen Autoverkehr aufnimmt, eine störende, wenn auch schwer vermeidbare Grenze.
Direkt hinter dem Torturm, der das alte Zentrum um den Mierove námestie abschließt, überrascht Trenčín also mit seinem neuen Zentrum. Anders als die bürgerliche erste Republik, die an den alten Platz zwei ihrer Gebäude setzte, schuf die sozialistische Tschechoslowakei aus Gebäuden der Verwaltung, des Wohnens, des Konsums und der Kultur einen ganzen neuen Stadtraum, der aber eng mit der alten Bebauung verwoben ist und sie dadurch aufhebt. Alt und Neu sind harmonisch verbunden durch den neuen Raum. Es ist eines der überraschendsten neuen Stadtzentren der Tschechoslowakei und eines, bei dem das Ganze weit mehr als seine Teile ist. Während die öffentlichen Gebäude vor allem außergewöhnlich gut in die alte Stadtstruktur eingefügt sind, gehört das Wohngebäude dank den Dachterrassen auch für sich genommen zum Fortschrittlichsten, was die tschechoslowakische Architektur hervorgebracht hat.
Architektonische wie städtebauliche Brillanz eröffnen in Trenčín einen ungewöhnlich weiten Blick in die Zukunft. Schöner könnte die Stadt nicht überraschen.
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