Das Gebäude der Caja Popular de Ahorros (Volkssparkasse) ist das monumentalste unter den Gebäuden am zentralen Plaza Independencia (Unabhängigkeitsplatz) in Tucumán, die fast alle auf die eine oder andere Art monumental sein wollen.
Ganz mit einem cremeweißen Stein verkleidet, hat es unten ein breites und hohes Portal mit nach innen abgestuften Rändern, hinter dem Flächen aus schwarzen Gittern, Glas und säulenartigem Stein zurückgesetzt sind, in der Mitte in drei gleich den Seitenstreifen leicht vertieften vertikalen Flächen je ein höheres und ein niedrigeres vertikales Fenster und oben hinter einer Terrasse mit versteckten breiten Glasflächen einen Dachaufbau abwechselnd mit pilasterartigen vertikalen Streifenmustern und glatten Flächen. Einziger Schmuck sind zwei große vertikale metallgefaßte Röhrenlampen an den Wänden neben dem Portal, unter denen im Stein die Namen des Architekten und der Baufirma stehen, und der große zweizeilige schwarze Schilftzug in der hohen Fläche zwischen Fenstern und Terrasse, den zwei jedoch eigentümlich leere Wappenreliefs in Stein flankieren.
Anders als bei den anderen monumentalen Gebäuden des Platzes ist bei der Caja Popular de Ahorros alles, bis hin zur Geschoßstruktur, der Monumentalität untergeordnet. Sie ist wie ein weißer vertikaler Monolith, der sich den ganzen Platz unterjochen will und das bloß wegen der Nebengebäude in der Blockrandbebauung nicht schafft. Offenkundig ist die stilistische Nähe zur reaktionären Architektur des italienischen Faschismus, die auch gut eine direkte Inspiration durch diesen sein kann.
In der vom quadratischen Platz nach Norden abzweigenden 25 de Mayo de 1810 (Straße des 25. Mai 1810), also im selben quadratischen Straßenblock, hat die Caja Popular de Ahorros ein zweites, neueres Gebäude, das im Blockinneren auch mit dem am Platz verbunden ist, ohne daß man diese Nähe ahnen würde. Man erlebt es zuerst weniger als Gebäude denn als Erweiterung des Straßenraums, da seine beiden unteren Geschosse geöffnet sind und erst weit hinten gläserne Wände und ein halbrundes Treppenhaus haben, während seine beiden oberen Geschosse nach vorne zur Straße auf Pfeilern an den Ecken und nach rechts zu einer Einfahrt auf einer durchlässigen Wand aufgestützt sind.
Es entsteht ein gar nicht großer, auch nur halb öffentlicher Platz, der aber mit üppigen Hochbeeten in der Enge der Stadt ungemein großzügig wirkt und die Blochrandbebauung aufzureißen scheint. Die helle Steinverkleidung der Stützen und zwischen den Fensterbändern der oberen Geschosse ist dabei nicht ganz anders als bei dem Gebäude am Platz. Wo dieses aber durch seine Monumentalität den Platz beherrschen will und scheitert, schafft dieses ohne jegliche Monumentalität seinen eigenen Platz. Es steht damit in einer anderen Tucumáner Architekturtradition, Gebäuden gleichsam schwebende Teile über den Straßenecken, um dort etwas mehr Platz zu schaffen, zu geben, deren Höhepunkt das ähnlich aufgestützte, aber eine ganze Ecke öffnende Gebäude der Banco de la Nación Argentina (Bank der argentinischen Nation) in der San Martín (San-Martín-Straße) Ecke Maipú (Maipú-Straße) ist.
Die beiden Gebäude de Caja Popular de Ahorros de Tucumán, 1939 und 1983 erbaut, sind Ausdrücke der bürgerlichen Architektur ihrer Zeit eingefügt in die bürgerliche Stadt, aber das neuere bietet eine Ahnung einer anderen Architektur und Stadt, während das ältere bloß die alte Monumentalitat ins Extreme treibt.