Schwebender Art Déco in Catamarca

Der Höhepunkt des Art Déco in San Fernando del Valle de Catamarca, der Hauptstadt der nordwestargentinischen Provinz Catamarca, ist ein kleines Gebäude am zentralen Platz. Der Eingang ist stützenlos breit und schmucklos. Die ihn rahmenden schmalen Wandflächen, die als Stützen funktionieren, wachsen oben in drei Stuten in das hohe Giebelfeld, in dem noch andere eckige Muster zu erahnen sind, hinein. Vor dem Giebel hängt wie eine schwebende Skulptur ein weit über ihn hinausragendes Schild mit quer zu den Seiten zeigenden Aufschriften. In der Mitte steigt ein Sockel aus drei abgerundeten, jeweils kleiner werdenden und weiter vorstehenden horizontalen Blöcken an, aus diesen führen je eine kürzere und eine längere spitz endende horizontale Fläche flügelartig zu den Seiten, oben wird die hohe rückwärtige Fläche in einer abgerundeten, einer eckigen und einer weiteren abgerundet und gewölbeartig nach vorne geschwungenen Stufe zur Mitte hin schmaler wie ein Hochhaus jener Zeit und all das durchbricht das quer angeordnete Schild, das von unten im steilen Schwung die Sockelstufen überwindet, seine oben abgerundeten vertikalen Flächen nach einem Zwischenraum zu den Seiten zeigt und erst weit oben in der komplizierten Gewölbeform zwangsläufiger mit der Hintergrundfläche verschmilzt.

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Diese Form, wirklich mehr expressive Skulptur als funktionales Schild, scheint aus dem Giebel hervorschweben und sein Gebäude, den Platz, Catamarca weit hinter sich lassen zu wollen. In den ausgewogenen Vertikalen und Horizontalen, Spitzen und Rundungen läßt sich ein Flugzeug, irgendetwas himmelstürmend Technisches erahnen, ohne daß es aber konkret und bloße Abbildung von irgendetwas Existierendem würde. Genau das, Ahnung einer technischen Zukunft voller Geschwindigkeit, ist Art Déco im besten Fall.

Daß es ein ebensogroßer Irrweg war, Gebäude als Maschinen zu dekorieren, wie es einer gewesen war, sie als antike Tempel zu dekorieren, ändert nichts am Reiz und Wert eines solch konsequenten Stücks Art Déco.

Heute ist in dem Gebäude, dessen ursprüngliche Funktion nicht mehr festzustellen ist, eine Filiale der argentinischen Fast-Food-Kette Mostaza und deren etwas langweiliges, entfernt schreibmaschinenschriftartiges Logo wird durch die Schildskulptur völlig verändert.