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Terrassen im Bayerischen Wald

Der Bayerische Wald ist ländlich und die meisten seiner Bewohner leben heutzutage in Einfamilienhäusern mit Gärten, so daß große begrünte Dachterrassen unnötig erscheinen. Doch es gibt auch Kleinstädte und in denen bricht sich das Bedürfnis nach Gärten mit Blick auf die malerische Landschaft manchmal in Dachterrassen Bahn.

Zwiesel hat eine Dachterrasse in der oberhalb des Platzes zum Supermarktareal führenden Straße. Im Erdgeschoß ist ein Gemischtwarenladen mit goldumrahmten Schaukasten, oben ist hinter einer Betonbrüstung eine grüne Oase ganz ohne Wüste.

Grafenau hat eine Dachterrasse in einem vierten Geschoß in der schräg hinter dem Platz verlaufenden Scharrerstraße, wo dichtere Bebauung das auch sinnvoller macht.

In Freyung dann finden mehrere Dachterrassen in einem einzigen fortschrittlichen Gebäude zusammen. Entlang einer Biegung der Grafenauer Straße bildet es ein Zickzack und nach dem verglasten Erdgeschoß scheint es in weiße Würfel mit Fensterbändern aufgelöst, die in Stufen zur Mitte hin ansteigen, als sei die ein Viertel einer Stufenpyramide. Vor dem dritten und vierten Geschoß sind die Dachterrassen mit üppiger Bepflanzung nicht nur in den Pflanzenkübeln der Betongeländer. Einmal spannen sich schattenspendende Betonstreben über eine Terrasse, als sei das Gebäude für eine viel südlichere Gegend gedacht.

Erst über diesem Zikkurat von Freyung sind fünf normale Wohngeschosse mit regelmäßigen Fenstern und zurückgesetzten Balkonen, die fast zu einem anderen Gebäude zu gehören scheinen.

Nur passend, daß in dem Gebäude der “Technologie Campus”, den offenbar jede bayerische Kleinstadt haben muß, ist, denn mehr Fortschritt war in der hiesigen Architektur selten. Sind die Dachterrassen in Zwiesel und Grafenau eher luxuriöse Ergänzungen, so deuten sie in Freyung an, wie der Bayerische Wald hätte sein können.