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Perlen und Beton

Der Paarl-Hoeve (Perlenhof) steht im winzigen nordholländischen Örtchen Krabbendam als eines der wenigen Gebäude jenseits des am Deich verlaufenden Kanals. Schon deshalb ist er hervorgehoben.

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Von Weitem sieht man jenseits der Schafsweiden ein typisches nordholländisches Bauernhaus mit großen quadratischen Grundriß, einem backsteinernen Erdgschoß und hohem, ursprünglich reetgedecktem Zeltdach. Auf der einen Seite stehen hölzerne Ställe und auf der anderen hohe alte Bäume. Zwischen diesen, zu Wasser und Deich hin, verbirgt sich ein großer Garten und ein großer Anbau, im eigentlich ein weiteres Haus, in historistischen Backsteinformen.

Im holzverzierten Giebel, der von der Straße heute jedenfalls im Sommer kaum mehr zu sehen ist, steht auch der Name „Paarl-Hoeve“. Heute paßt er vielleicht noch besser als früher, als er sich einfach auf die Bauernfamilie Paarlberg, die die Gebäude 1901 errichtet hatte, bezog, denn versteckt wie eine Perle liegt der Hof.

Aber das, was ihn am außergewöhnlichsten macht und am meisten hervorhebt, zeigt er wiederum ganz offen: die Betonbrücke von der Straße auf dem Deich zu seinem Gelände. Bereits im abfallenden Ufer hat sie massive Blöcke, die zur eher schmalen und hohen Öffnung unter der eigentlichen Brücke schmaler werden.

Dem entspricht auf Straßenebene eine trichterförmige Verjüngung der Fläche, die von niedrigen Bordüren begrenzt ist, zur schmalen Brücke hin und die folgende Verbreiterung zu Garten und Haus, die auch etwas niedriger liegen.

Nur aus der Entfernung und bei genauerem Blick merkt man, daß die grundstückseitige Wand der Öffnung nach oben und hinten leicht schräg ist.

Die Betonbrücke des Paarl-Hoeve ist ein makelloser Zweckbau. Wo sich die das historistische Gebäude mit sinnloser Ornamentik schmückt, ist sie völlig funktional. Wo jenes allzu klar in eine Zeit einzuordnen ist, könnte diese irgendwann zwischen 1920 und 1970 entstanden sein oder sogar früher. Obwohl die Brücke kein Brutalismus, der rohen Beton zum Ornament reduziert, ist, merkt man ihr doch eine gewisse Freude am Material, das sie vom backsteinroten Einerlei so deutlich abhebt, an. Sie ist die eigentliche Perle.