Archiv der Kategorie: Torremolinos

Eurosol zwischen Europa und Spanien

Eurosol bedeutet „Eurosonne“ und Sonne hat diese Wohnanlage in Torremolinos – wie alles in einer Region, die nicht umsonst Costa del Sol (Sonnenküste) heißt – mehr als genug. Europäisch – im Sinne von den vorherrschenden architektonischen und städtebaulichen Trends im Europa Mitte der sechziger Jahre ähnlich – ist Eurosol durch seine Verwendung eines hohen neungeschossigen und zweier niedriger vier- und fünfgeschossiger Gebäudetypen und deren Zusammenfassung mit Läden und Grünflächen zu einem Wohngebiet, das nicht umzäunt oder ummauert, sondern mindestens halböffentlicher Teil der umliegenden Stadt ist.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Wenn das ganz normal, kaum erwähnenswert klingt, dann, weil es das in weiten Teilen Europas war, nicht aber in Spanien; es gibt in ganz Torremolinos und weit darüber hinaus nichts Vergleichbares. Es gibt zwar durchaus noch größere Wohnanlagen, aber die sind alle abgeschottet, haben Tore und Pförtner. Nicht einmal einen Swimming Pool hat Eurosol, als solle es eins zu eins auch in kälteren Gegenden nachgebaut werden können, als sei es gesamteuropäisch gedacht. Europäisch heißt hier nämlich auch: nicht-spanisch.

Das ist selbstverständlich nicht absolut, vielmehr ist Eurosol eine Mischung aus Europäischem – Euro – und Spanischem – Sol. Schon, daß die Balkone der neungeschossigen Gebäude fast direkt nach Süden ausgerichtet sind, wodurch die andere Seite im Winter kein direktes Sonnenlicht erhält, wäre nördlicher in Europa undenkbar. In dieser für den Sommer konzipierten Architektur aber sind an diesen Seiten zusätzlich schmale, loggienartige Räume, die der Kühlung der hier angeordneten Küchen, Bäder, vor welchen beiden bei den südlichen Gebäuden die Lamellen sind, und Schlafzimmer dienen.

Weiterhin sind einige der Veränderungen, die Eurosol im Laufe seiner Existenz erlebte, typisch spanisch. Daß die Erschließungskerne zuerst an zwei Seiten mit verglasten Ladenräumen erweitert  wurden und dann weiter wuchsen, so daß heute nur noch zwei der Gebäude ihre mittigen Durchgänge haben, ist noch ein simples kommerzielles Erfordernis und eine naheliegende Ausnutzung der baulichen Gegebenheiten. Auch, daß die Blumenkästen, die einst in den Balkongeländern integriert waren, fast überall verschwunden sind und viele Balkone mit Glaswänden zugebaut wurden, ist nicht überraschend.

Doch daß in den Räumen unter der Platzebene heute statt der Läden Wohnungen eingerichtet wurden, also unter dem sonnigen hochaufragenden Eurosol ein schattiges, fast unterirdisches Eurosol ist, das ist eine spanische Erscheinung.

Durch die Öffnung zum Grün des Parks wird immerhin der Eindruck von Elendsbehausungen, der bei ähnlichen Wohnungen etwa beim Edificio Congreso (Gebäude Congreso) im Zentrum von Torremolinos stark ist, vermieden, aber im Norden Europas gäbe es das niemals.

So bleibt es die zusammenhängende, großzügige und nichtexklusive Stadtplanung, die Eurosol so ungewöhnlich europäisch macht. Durch sie hätte es Vorbild eines anderen, europäischen Torremolinos sein können, doch das Chaos des spanischen Torremolinos war stärker. Letztlich hatte diese Stadtplanung auch weniger mit Europa als mit dem Wohlfahrtsstaat im Westen und dem Sozialismus im Osten zu tun und verschwand mit diesem. Aber Eurosols Ähnlichkeit damit und die Sonne genügen allemal dafür, daß sein Name paßt.

Eurosol

Eurosol ist zuerst einmal nur einer der typischen Gebäudenamen an der Costa del Sol wie Solymar, Vistasol, Europark 75 etc., doch, wie zu zeigen sein wird: er paßt. Eurosol ist nicht ein Gebäude, sondern etwas, was man anderswo ein Wohngebiet oder eine Siedlung und hier, ähnlich vage, eine urbanización nennt.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Eurosol ist unübersehbar: sechs neungeschossige Gebäude, die schräg aufgereiht an der großen Avenida Carlota Alessandri (Carlota-Alessandri-Allee) in Torremolinos beidseits der zum Meer abzweigenden Calle Pez Espada (Schwertfischstraße), nicht weit von der Grenze zu Benalmádena, stehen.

Bei den einzelnen Gebäuden berühren den Boden nur die jeweils zwei Erschließungskerne mit gläsernen Eingängen und schwarzer Steinverkleidung, während die acht Geschosse allseitig überstehend gleichsam auf ihnen liegen und nach unten teils holzvertäfelte Decken zeigen. Die Breitseiten werden zur Mitte hin sehr leicht, aber doch deutlich breiter, so daß eine sehr langgezogene Sechseckform entsteht.

Auf der einen Seite sind Fensterbänder, die nur durch die vertikalen Streifen der Treppenhäuser, die unten neben den Eingängen weiter als die Geschosse hinunterführen, unterbrochen sind und bei den drei Gebäuden südlich der Calle Pez Espada zusätzlich größtenteils mit horizontalen weißen Metalllamellen verschlossen sind.

Auf der anderen Seite sind durchgehende, von Querwänden unterteilte Balkone mit Geländern aus horizontalen weißen Bändern, die nach den Ecken über mehr als die Hälfte der Schmalseiten weiterlaufen, was den übrigen vertikalen Wandstreifen zur Entsprechung der Treppenhäuser macht. Das Dach ist nicht besonders betont und die abschließenden dünnen Flächen wirken geradezu, als könnten hier noch die Balkone vieler weiterer Geschosse folgen.

In der gepflasterten Platzfläche zwischen den Gebäuden öffnen sich jeweils ebenso schräg zur Straße vertiefte quadratische Zwischenräume, in die vorne links eine Treppe hinunterführt, während sie hinten ein Teil des Platzes überbrückt, wodurch man erst merkt, daß die Gebäude insgesamt auf einer erhöhten Ebene über einer tieferen und zum Meer hin leicht abfallenden Fläche stehen.

Während der Platz die Straßenebene fortsetzt und erweitert, beginnt in den vertieften Zwischenräumen schon der mit allerlei Palmen und exotischen Pflanzen gestaltete Park hinter den Gebäuden.

Straße und Park, Pflaster und Grün fließen in Eurosol gleichsam ineinander, sind miteinander verzahnt, werden eins. Unter der Ebene des Platzes befinden sich sowohl an den Seiten der Zwischenräume als auch um die Gebäudesockel hinter eckigen Stützen zurückgesetzte Laden- und Restauranträume mit einem Geschoß nördlich und sogar zwei Geschossen und einem Laubengang südlich der Calle Pez Espada, wo die Gebäude durch eine kaum merkliche Steigung der großen Straße höher stehen.

Nach dem Streifen des Parks stehen an kleinen Erschließungsstraßen annähernd quer zu den hohen Gebäuden und parallel zur großen Straße und zum Meer lange niedrigere Gebäude, die diesem durchgehende Balkone und jener Fenster und Balkone zuwenden. Nördlich der auf das gleichnamige Hotel zuführenden Calle Pez Espada sind das fünfgeschossige Gebäude in zwei Zeilen mit mittigem Grünbereiich, die im Erdgeschoß verglaste Eingänge, ähnlich denen der hohen Gebäude, und einige Garagen haben.

Südlich bilden vier viergeschossige Gebäude nur eine, weit längere, schließlich in der Calle Eurosol (Eurosolstraße) die hohen Gebäude hinter sich lassende Zeile und haben wiederum weiße Metallamellen vor den straßenseitigen Fenstern.

Vor ihren Eingängen sind freistehende angewinkelte Wände mit einer Verkleidung aus gelb-weißen oder blau-weißen rechteckigen Kacheln mit variierten Dreiecksmustern.

All das ist seit 1965 in den großen Zügen, aber auch vielen kleinen Details unverändert, bloß die Palmen wuchsen in Höhen, die der Architektur angemessen sind. Und der Name Eurosol paßt nicht nur wegen der südspanischen Sonne, sondern auch wegen des architektonischen Europa.

(Fortsetzung in Eurosol zwischen Spanien und Europa)

Vistasol

Vistasol heißt ein Gebäude im Zentrum von Torremolinos, eine Sonne und Palmen sind über dem Namen auf dem vielleicht einst leuchtenden weißen Plastikschild bei einem Eingang zwischen den flachen Ladenvorbauten, zwei hohe Palmen stehen davor, eine beim Schild, eine weiter links, und wirken doch winzig, denn es ist eine breite Fläche mit dreizehn, vierzehn Geschossen, die sich da der Sonne zuwendet.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Die Sonne sieht man aus jeder der kleinen Wohnungen, einstigen Hotelzimmern, vor jeder von welchen ein trapezförmiger, beinahe quadratischer Balkon hängt. Eine jede geht damit anders um und was einst eine einheitliche Fassade war, ist längst ein unüberschaubares Mosaik.

Nur wenige der Balkone begnügen sich mit den auf drei Seiten herunterzulassenden Markisen auf deren Orange im unteren im Teil breiter werdende horizontale Streifen sind, als solle ihre Sonnenschutzfunktion durch einen Sonnenuntergang ausgedrückt werden. Die meisten Balkone aber sind, manchmal unter Beibehaltung der Markisen, verglast und mit Rolläden verschlossen, zugebaut, zu weiteren, möglichst vor der Sonne geschützten Räumen gemacht.

So ist der Blick zur Sonne das letzte, was Vistasol heute wichtig ist.

Villa El Pinillo

El Pinillo, das ist heute in erster Hinsicht eine Haltestelle der von Málaga nach Fuengirola führenden Vorortbahn. Der Name ist als Diminutiv von „pino“ (Kiefer) nicht sehr originell und keinem spezifischen Ort mehr zuzuordnen. Auch einige der Torremolinoser Wohnanlagen in der Nähe beziehen sich in ihren Bezeichnungen darauf und schließlich gibt es die „Villa El Pinillo“. So nennt sie sich in den geschwungenen Metallbuchstaben des Eingangs und sie ist wirklich eine kleine Villa, die ganz in ihre Zeit, die sechziger Jahre, gehört.

Die Mauer besteht aus einem Zickzack versetzter und unterbrochener rechteckiger weißer Backsteine, die jeweils in der Mitte vier größere quadratische Öffnungen und an den Rändern ein Band kleinerer vertikaler Schlitze haben, was eine Zwischenform zwischen ornamental verwendeten Backsteinen und Betonformsteinen ergibt.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Im Garten sind ein ovaler blaugekachelter Pool, hohe Palmen und Bäume und blühende Sträucher. Das Dach des einzigen zum Meer gerichteten Geschosses ist eine nur leicht ansteigende Betonfläche, die rechts vorne vor dem Schornstein einen großen Zacken hat, damit klar ist, daß sie nicht nur funktional, sondern auch expressiv ist.

Und in der linken oberen Ecke, aufgrund der Hanglage schon über dem Dach, steht der dreieckige Turm. Seine drei Betonstützen sind im oberen Drittel durch eine Plattform und ein dickes Holzgitter mit quadratischen Öffnungen verbunden, und an einer hinteren führt eine Stahlleiter empor.

Wirklich genau so sehen zur selben Zeit errichtete Kirchtürme in Westdeutschland und anderswo aus, die zwar größer und vollständig aus Beton sein mögen, aber auch einen weniger klaren Zweck als der Wasserturm der Villa El Pinillo erfüllen.

Kirche Verklärung Christi in Bad Vilbel

Denn um einen Wasserturm handelt es sich, hinter dem Gitter verbergen sich eine weitere Plattform und zwei große Fässer.

Dieser Turm, wiederum funktional und expressiv, macht die Villa vollends zum Kleinod und Symbol ihrer Zeit. Sie ist übriggeblieben, was durch ihre auf paradoxe Art isolierte Lage noch deutlicher wird. Sie steht direkt oberhalb der Bahnstrecke, gegenüber ist ein Supermarktparkplatz, hinter ihr ist ein Bürogebäude und rechts wurden vor kurzem die Ruinen der einstigen Nachbarhäuser entfernt, auf die ein Einkaufszentrum folgt.

Obwohl es links nicht weit zur Haltestelle El Pinillo wäre, kommt man schwer hin, und so könnte die Villa El Pinillo ebensogut ganz woanders sein.

Exa

Die größten architektonischen Experimente an der Costa del Sol finden sich nicht direkt am Meer, wo die Touristen sind, sondern in abgelegeneren Bereichen, etwa in den oberen Teilen von Torremolinos, die spanischer geprägt sind, oder in Rincón de la Victoria östlich von Málaga, das der Tourismus nie vollständig erreichte, und auch dort sind sie leicht zu übersehen. Das erstaunlichste dieser Experimente heißt angemessenerweise Exa.

Schon von der Avenida de Palma de Mallorca (Palma-de-Mallorca-Allee), fast im Zentrum von Torremolinos, kann man zwischen vielen anderen Gebäuden, jenseits der Bahnstrecke, höher am Hang, die charakteristischen sechseckigen Balkonwaben sehen.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Es ist leicht, diese Form gesucht, gekünstelt, des ästhetischen Effekts wegen gewählt und unfunktional zu finden, doch bereits, wie in den unteren Schrägen neben der Balkonfläche und den Gittergeländern Bänke integriert sind, damit kein Platz verschwendet werde, zeigt, daß diese Einschätzung zu einfach wäre, daß hier mehr Ideen sind. Dann merkt man, daß die Balkone an einigen Stellen halb über das Dach hinausragen und immer nur um ein halbes Geschoß versetzt sind, was auf ungewöhnliche, mehrstufige Maisonettewohnungen hinweist. Nicht Ästhetik, sondern eine völlig neue innere Struktur verbirgt sich hinter den Waben von Exa und die verschiedenen Beispiele dieses Bautyps zeigen seine Vielfältigkeit.

Bei dem obigen Komplex in Torremolinos, der den nichtssagenden Namen Residencia Sur (Residenz Süd) trägt, sind die Waben an den Gebäudeseiten um normale Geschosse ergänzt, so daß sie dort fünf, ansonsten sechs Geschosse haben.

(zwischen den Bildern lag ein neuer Anstrich in Weiß und Grau statt den älteren, aber eher nicht originalen Gelbtönen)

Zwei der Gebäude stehen in geringem Abstand hintereinander und haben an den Rückseite je zwei offene Treppenhäuser mit Stahlgeländer. Zwei weitere stehen quer zu diesen und sind durch Treppen und erschließende Stege im noch geringeren Zwischenraum beinahe zu einem einzigen Gebäude zusammengefaßt.

Das vier- bis fünfgeschossige Edificio (Gebäude) Exa-2 in Rincón de la Victoria ist ähnlich, hat aber statt seitlicher Erweiterungen zwischen den Waben einige Wandflächen mit Fenstern und an manchen Stellen sind die Balkone durch das Wegfallen einer der oberen Schräge geöffnet.

Auch das namenslose Gebäude in der Calle Santa Fe (am Rande von Torremolinos kurz vor der Grenze zu Benalmádena ist ähnlich, hat aber in einem rechteckigen Raster verglaste Treppenhäuser und statt der Gitter horizontale Holzstreifen als Geländer, was es noch einmal eleganter wirken läßt.

Weiter unten in derselben Straße stehen drei Einfamilienhäuser, die im Exa-System errichtet wurden.

Sie tragen Namen wie Villa Rosa und haben Schornsteine mit unregelmäßiger Natursteinverkleidung wie beliebige andere Häuser ihrer Zeit, aber sie verbinden die Waben, von denen man hier auch die Seitenwände sehen kann, mit normalen Geschossen, Terrassen und Garagen zu komplizierten Strukturen, deren Geschoßzahl nur noch schwer anzugeben ist und die keinen anderen Häusern ihrer Zeit, jedenfalls keinen an der Costa del Sol, gleichen.

Der Höhepunkt und zwangsläufige Namensgeber ist das bis zu sechsgeschossige Gebäude Exa I in der Avenida San Francisco (San-Francisco-Allee) mitten im spanischsten Teil von Torremolinos. Hier sind die sichtbaren Waben auf die unteren Teile der Balkone und verbindende Putzstreifen reduziert und zwischen drei vertikalen Abfolgen sind jeweils Putzflächen mit Fenstern, die um ein halbes Geschoß versetzt sind.

Auf der anderen Seite ist in der Mitte – dies noch wie bei der Residencia Sur – ein offenes Treppenhaus, von dem aber statt geraden Laubengängen wiederum Treppen, kürzer nach links, länger nach rechts, in mehreren Absätzen an der Fassade hinaufführen.

Das ist beinahe schockierend, als sei der Laubengang in die Schräge gebogen, als sei eine Regel der Architektur gebrochen, von der man nicht einmal geahnt hätte, daß sie sich brechen ließe. Schon bei allen anderen Beispielen ließ sich erkennen, daß Exa etwas Neues, ein Experiment ist, aber erst hier zeigt sich das ganze Potential dieser Bauweise.

Die Costa del Sol scheint von ihrem experimentellen Erbe nichts zu ahnen, und wieso auch, dieser chaotische touristische Küstenstreifen im Süden Spaniens hat viele auffälligere, schönere, letztlich wichtigere Gebäude, aber mehr als die kleine Erinnerung, die dieser Text darstellt, hätten Exa und seine Schöpfer dennoch verdient.

 

 

 

 

El Remo

„Año 2000“ (Jahr 2000), steht in der Tür des Edificio El Remo am Ende des engen, nicht mehr alten, aber aus dem Alten entstandenen Teils von Carihuela in Torremolinos, aber es kann sich wirklich nur auf die aus Glas und teils vergoldetem verschnörkeltem schwarzem Eisengitter bestehende Tür beziehen, denn das Gebäude selbst ist doch unverkennbar aus den sechziger oder siebziger Jahren.

Es hat zehn Geschosse und steht im Winkel quer und parallel zum Meer, um möglichst vielen Zimmern möglichst viel Aussicht zu bieten. So hat es ganz in Balkone aufgelöste Fassaden, die stellenweise von rostigen Metallflächen mit einem Schachbrettmuster aus rechteckigen Lücken unterbrochen sind, und nur auf der einen landeinwärts zeigenden Seite kleine Fenster und ein Muster erhabener vertikaler Putzstreifen in Grün und Gelb.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Um den zwischen den beiden Teilen des Gebäudes gelegenen Grünbereich mit Pool verläuft vor dem Erdgeschoß getragen von weit ausladenden Stahlbalken ein Vordach mit einem Deckenmusters aus versetzten quadratischen Holzplatten, das auf der anderen, rechten Seite, wo nahe der Ecke der Eingang ist, weniger weit vorragend wieder aufgegriffen ist.

Viel besser würde im Eingang daher eine Glastür mit der Angabe „Año 1971” passen, da an der linken Wand, das Außen nach einigen Treppenstufen mit dem Innen verbindend, wo nach weiteren Stufen eine freistehende offene Wendeltreppe emporführt, ein Betonrelief mit Meeresfauna, Booten und Sonne ist. Etwa in der Mitte ist neben der Stufe und vor dem Ende des Vordachs, eine einzige eckige Stütze, deren Seiten mal nach oben, mal nach unten gerichtet in Betonreliefs das namensgebende Ruder, remo, zeigen.

Rechts ist ein rechteckiges Wasserbecken, in das hinten aus einem rechteckigen Hochbeet Pflanzen hängen, und es ist als fließe auch der glatte schwarze Stein des Foyers von unter den glatten weißen Stufen bei der Wendeltreppe hinein. Hinter dem Beet ist eine Glaswand mit quergestellten Holzlamellen und dahinter innen das massive Holzpult der Rezeption, in deren Hintergrund man eine Telefonzentrale sieht, was gänzlich in siebziger Jahre gehört, während man daran, daß dort meist niemand ist, sieht, wie weit auch das Jahr 2000 schon entfernt ist.

Papageienarchitektur

Auf Gebäuden sitzen sie nie, die grünen Mönchsittiche der Costa del Sol, und doch sind sie die architektonischsten der Vögel.

In Marbella (Bilder zum Vergrößern anklicken)

Man sieht sie, allein oder in Gruppen, still oder laut schreiend, durch die Täler zwischen den Appartmenthotels fliegen, aber niemals auf deren Balkongeländern sitzen, obwohl sie zu ihnen so gut passen würde. Das unterscheidet diese südamerikanischen Einwanderer auch von einer anderen in Europa heimisch gewordenen, an der Costa del Sol jedoch seltenen grünen Papageienart, den aus Afrika und Indien stammenden Halsbandsittichen, denn die sind es als Höhlenbrüter gewöhnt, die Gegebenheiten ihrer Umwelt auszunutzen und haben keinerlei Berührungshemmungen mit menschliche Architektur. Während also einige Vögel, etwa Tauben, ganz in menschlichen Gebäuden wohnen und andere, etwa Amseln, ganz in Büschen und Bäumen, bauen sich die Mönchsittiche eigene Gebäude in den Bäumen. Sie schaffen sich ihre Umwelt selbst.

In drei Arten von Bäumen bauen Mönchsittiche an der Costa del Sol ihre großen, mehrere Wohnungen umfassenden Nester, obwohl die Bezeichnung Nest für ihre Konstruktionen beinahe unzureichend ist.

Erstens in den nordafrikanischen Palmen, wo man sie zum einen am besten bemerken kann, da Palmen an den meistfrequentierten Orten, etwa den Strandpromenaden gepflanzt sind, aber sie zum anderen am schlechtesten sieht, da sie zwischen den Ansätzen der Blätter versteckt sind.

Zweitens in den australischen Eukalyptusbäumen, die zwar einer der charakteristischsten Bäume der Costa del Sol sind, aber als halbwilde Nutzbäume eher an den Rändern, etwa den Bachtälern wachsen.

Die Nester sind entweder übereinander nah an den großen vertikalen Ästen angeordnet wie Wohnkapseln aus metabolistischen Phantasien der sechziger Jahre oder aber sie hängen von kleineren Ästen herab.

Letzteres ist in den einheimischen Kiefern, wo sich die Nester drittens finden, die vorherrschende Bauart.

Wenn sie so von den weitausladenden, beinahe horizontalen Ästen hängen, läßt sich die kunstvolle Konstruktionsweise der Papageienester am besten betrachten. Es sind große, annähernd kugelförmige Gebilde mit runden Eingängen an den Seiten oder auch unten, die mit den Ästen zwar verbunden sind, aber zugleich etwas ganz eigenes, wirklich eher Bauwerke als Ausnutzung natürlicher Gegebenheiten. Über Gehwegen, über Straßen hängen diese Nestbauten, waghalsige Architekturen, von denen der Mensch für sich nur träumen kann, oft gar nicht sehr hoch, aber unerreichbar für Feinde.

Die absolute Weigerung der Mönchsittiche, menschliche Gebäude auch nur zum Sitzen, geschweige denn zum Nestbau zu berücksichtigen, bedeutet im Übrigen nicht, daß sie den Vorteilen der menschlichen Zivilisation abgeneigt wären. Die Nester sind, egal in welchen Bäumen, immer in besiedelten Gegenden. Ein typischer Anblick ist eine Gruppe von Tauben auf der Straße, in deren Grau plötzlich das Grün der Papageien aufblitzt.

Oft fliegen sie dann mit einem größeren Stück auf einen Baum, um es in einem Fuß gehalten zu essen, was den Tauben ewig unmöglich ist.

Damit füllen die Mönchsittiche ein wenig die Rolle der in Südspanien fehlenden Rabenvögel, vor allem der Krähen, wobei sie anders als diese niemals in Mülleimern nach Nahrung suchen.

Was erst möglich wäre, wenn die Mönchsittiche den Wert menschlicher Konstruktionen begriffen, zeigt ein Beispiel aus Benalmádena: Kletterpflanzen von einer Mauer wuchsen einen Strommasten aus Holz empor, umhüllten ihn völlig, verdickten sich oben wie eine Baumkrone, wurden dann unten abgeschnitten. In dem toten Holz, dessen Schlingen ihrer Konstruktionsweise ohnedies ähnelt, ließen sich die Mönchsittiche nieder, bauten es zu einem ihrer Nester aus.

Näher kommen sich Menschen- und Papageienarchitektur jedenfalls an der Costa del Sol nie. Man liest, daß sie anderswo bevorzugt in größeren Elektrizitätsmasten oder sogar in den neogotischen Fialen eines Friedhofsgebäudes nisten, schon in Madrid lassen sich Beispiele finden, aber das sind offenbar andere Sittichkulturen, die sich in anderen Bedingungen entwickelten.

An der Glorieta de Cádiz in Madrid

Angesichts der baulichen Leistungen der Mönchsittiche kann man sich jedenfalls gut vorstellen, daß  in fernen weiteren Evolutionsschritten die ganze Welt einer neuen Zivilisation von Vögeln gehören wird.

La Cascada

La Cascada in Torremolinos ist ein Pflanze gewordenes Gebäude.

Der Appartmentkomplex hat, wie viele andere, mehrere bloques (Blöcke), aber, da die ersten beiden recht konventionelle, etwa dem nahen Eurosol ähnliche Gebäude mit durchgehenden und die Ecken umlaufenden Balkonen sind, ist eindeutig, daß es seinen Namen (übersetzt Wasserfall oder Kaskade) Bloque 3 und 4 verdankt.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Eher nicht heißt er nach dem abgestuften Hang links daneben, der trotz dem glatten Beton und den überirdischen Kanalisationsrohren dank der subtropischen Vegetation fast idyllisch wirkt und nach einem starken Regenguß wohl ein Wasserfall werden könnte.

Bloque 3 und 4, deren kurze Unterbrechung man kaum bemerkt, bestehen aus einem Zickzack kurzer rechteckiger Grundelemente mit fünf Geschossen, die jeweils den Wohnungen entsprechen und an der rechten Schmalseite geschoßhohe Fensterflächen haben, während die gesamte Vorderseite in Balkone aufgelöst ist. In den rechten Ecken, wo ein dünner schwarzer Stahlpfeiler verläuft, sind die verglasten Räume weit hinter der Balkonfläche zurückgesetzt, links rücken sie näher heran. Ganz links schließt ein abgeschrägter Teil des Balkons an die Schmalseite des versetzt stehenden nächsten rechteckigen Grundelements an. Alles, was an diesen Gebäuden nicht Balkon, Glas oder schwarzes stählernes Balkongeländer ist, hat weißen Putz, aber das sind nur wenige Flächen um das Glas sowie die schmalen Ränder der Geschoßböden und die diesen entsprechenden Flachdächer. Als Farbakzent gibt es rote, gelbe, orangene Markisen. Der kleine schräge Teil der Balkone genügt, aus der zackigen Aneinanderfügung der rechteckigen Grundelemente eine Wellenform zu machen und den Namen La Cascada zu begründen.

So fließt diese transparente und weiße architektonische Kaskade, selbst schon erhöht am Hang über der Küstenstraße stehend, vor dem felsigen Steilhang dahin, über dem sich der Parque de la Batería erstreckt und dem sie Laubengänge, Treppenhäuser und große dreieckige Vorbereiche zuwendet.

Man sieht sie aus der Entfernung kaum, da der Raum bis zur Straße von einem Durcheinander weit minderwertiger Gebäude gefüllt wurde, aber es genügt, entlang der hinaufführenden Querstraße ihren Abschluß zu erhaschen, um die Eleganz und Leichtigkeit ihrer Architektur ganz zu erfassen.

Wie es gar nicht so selten ist, kam bei La Cascada die Natur hinzu, um die Qualitäten der Architektur zu unterstützen. Daß vor den Gebäuden, oberhalb einer Steinwand, die sie vom niedriger gelegenen Parkplatz trennt, ein üppiger Garten mit Palmen und exotischen Sträuchern, die anderswo Stolz eines botanischen Gartens wären, verläuft, ist dabei für die reiferen Appartmentkomplexe der Costa del Sol typisch. Doch bei La Cascada wuchsen um die schwarzen Stahlpfeiler der Ecken Schlingpflanzen, Bougainvilleas, hinauf, die inzwischen dicker sind als diese selbst, und verzweigten sich auf jedem Geschoß weiter entlang der Balkongeländer, so daß diese scheinbar nur noch aus Ästen und Blättern bestehen. Die Schlingpflanzen sind wie die Stämme und Äste eines Baums, der nur dank der Architektur entstehen konnte und sie eher ergänzt als verdeckt.

Die Architekten von La Cascada ahnten wohl nicht, daß sich ihr Gebäude im Laufe der Zeit zu einer Pflanze entwickeln würde, und hatten dies Mitte der sechziger Jahre auch nicht geplant, doch es sind die Qualitäten dieser Architektur, ihre Offenheit und Leichtigkeit, die diese Verwandlung ermöglichten. Bougainvilleas sind an der Costa del Sol häufig, wie ja auch diese Architektur häufig ist, bloß werden sie selten so groß und gehen fast nie eine so glückliche Verbindung mit einem Gebäude ein. Ein paar Mal im Jahre blühen die Bougainvilleas und mit ihnen La Cascada. Dann ist zuerst eine Welle, eine Kaskade aus lila Blüten zu sehen, hinter der das Gebäude zurücktritt, bescheiden und in dem Wissen, diese Pracht erst ermöglicht zu haben.

Los Manantiales

Es ist vermutlich keiner der drei achtzehngeschossigen Wohntürme von Los Manantiales, nach dem Torremolinos heißt, da sie erst ab 1969 eröffnet wurden, aber ihr Name, Die Quellen, würde gut zum Stadtnamen, Turmmühlen, passen.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Aus demselben Grund sind sie heute kein Wahrzeichen, mit dem Torremolinos sich gerne schmückt. Aber sie sind schwer zu übersehen, schon am Ende der zentralen Einkaufsstraße Calle San Miguel steht einer von ihnen.

Mehr als andere Wohnhochhäuser wirken Los Manantiales eindeutig wie Türme, da sie rund sind.

Rund ist nicht nur ihr Grundriß, rund sind auch die doppelten Betonröhren, die die Wohnungen separieren und in denen die Küchen und die Duschwannen sind, rund ist die Wendeltreppe aus Beton an der Nordseite, rund sind die dreifachen, im Kontrast mit vertikalen Backsteinkacheln verkleideten vertikalen Röhren der Aufzüge, die über dem Dach noch in drei Stufen breiter werden, so daß sie fast wie riesenhafte Säulen auf halbem Weg zwischen Meer und Bergen wirken,

rund sind die dünneren Betonstützen, dank denen die Wohnungen erst zwei Geschosse über dem Erdboden beginnen und die eine offene Gestaltung der Fassade erlauben.

Obwohl auch die äußeren Ränder der Geschoßflächen und der über den Röhren überstehenden Betonplatten mit seitlichen Wänden, die die Dächer bilden, leicht abgerundet sind, wirken die Wohnungen – unweigerlich drängt sich das Wort Wohneinheiten auf – eher eckig, da sie jeweils in zwei kurzen zackigen Balkonstufen mit Betonbrüstungen zu einem breiteren freischwebenden Balkon vorspringen, der selbst wie eine Betonplattform mit niedrigen seitlichen Betonwänden und horizontalen weißen Gittergeländern ist.

Im Inneren münden die Aufzüge und die Außentreppe auf jedem Geschoß in einen runden Erschließungsbereich mit backsteinverkleideten Wänden, von dem die Wohnungen wie Tortenstücke abzweigen.

Hinter den Wohnungstüren bilden die beiden Zacken der Balkone einen Laubengang, zu dem sich die beiden Schlafzimmer öffnen und auf denen zugleich ein Sitzbereich angedacht ist, was auf eine spanische Auffassung von Privatheit hindeutet. Der eigentliche Eingang ist erst im verglasten Wohnzimmer hinter dem freischwebenden Balkon und ein innenliegender Gang erschließt alle Räume, von der offenen runden Küche mit Bar über das Bad mit großer runder Wanne bis zu den beiden Schlafzimmern. Pro Geschoß sind drei solcher Wohnungen von den doppelten Röhren getrennt und zwei bilden eine von einer gemeinsamen Mitte nach außen geöffnete V-Form.

Los Manantiales sind eine entschlossen brutalistische Architektur, Röhren aus Beton, in die Wohneinheiten aufgehängt sind, und anders als manches andere in Spanien gehörten sie zur Zeit ihrer Entstehung zum Radikalsten, was es auf der Welt gab.

Mehr noch, die riesenhaften Backsteinsäulen, in denen die Kathedrale von Málaga anklingt, weisen schon auf die postmodernen Irrwege der achtziger Jahre voraus. Nur angemessen, daß sich der Architekt, sogar „Dr. Arquitecto“,  Luis Alfonso Pagán, der damals gerade dreißig Jahre alt war, mit dem Gebäudenamen und der Jahreszahl 1969 in die Röhre neben dem Eingang des ersten Turms in vertieften Buchstaben einschreiben ließ.

Der zweigeschossige Sockelbau ist so spanisch, wie die Formen der Türme international sind: eingefügt ins Straßenraster, aber nicht in das der alten Stadt, die Torremolinos kaum auch nur je war, sondern in ein durch die chaotische Grundstückspekulation erst neu entstandenes.

Entlang der Avenida de los Manantiales (Quellenallee) sind Läden mit schräg gesetzten Wänden im Erdgeschoß, Backsteinwände um die geschoßhohen Fenster der modulartigen Räume des überstehenden Obergeschosses, in denen ein Hotel war, erst darüber wieder ein Betonplattformen mit breitem Rand.

An der einen Ecke sind oben eckige Rücksprünge, während an der anderen, zum älteren Teil der Stadt zeigenden wieder überall runde Formen sind: die um einen roten Pfeiler nach oben gewundene offene Betonwendeltreppe unter dem abgerundeten freischwebenden Abschluß mit den Fensterbändern, der weitere Saal im dritten Geschoß mit roter Betonkuppel, die rote Betonröhre mit der halbkugelförmigen Lampe, die vor der Treppe nach unten hängt.

Hier bekommt der Brutalismus Farbe und beinahe comicartige Formen, wie sie zur selben Zeit auch etwa Westberlin zur Gestaltung seiner U-Bahn nutzte. Abgerundet ist auch der anschließende zurückgesetzte Teil neben dieser Ecke, in dem der Eingang des Hotels war. Auf dem Dach des Sockelbaus war eine regelrechte Landschaft mit zwei unterschiedlich großen ineinandergesetzten, selbstverständlich runden, Pools und verschiedenen runden Betonplattenformen zum Sonnenbaden. Im Inneren sind Passagen und runde Höfe verschiedener Größe, die ganz denen älterer spanischer Gebäude gleichen und mit Blumentöpfen vor Läden und Restaurants zu den Hochbeeten im Laufe der Jahre auch deren halböffentlichen südlichen Reiz bekamen.

Auf der anderen Seite, wo Platz für die neue Stadt gewesen wäre, zerfällt alles: nur enge Wege neben einem umzäunten Parkplatz und der Ruine des nie fertiggestellten Museums, einem neohistoristischen Klotz mit billiger grauer Steinverkleidung.

Vielleicht waren Los Manantiales immer, wie jeder Brutalismus, so sehr Spielerei mit Betonformen wie funktionale Problemlösung, aber sie waren zumindest etwas und sogar, falls das zu wenig war, wurde die Stadt ihnen nicht gerecht. Denn das kapitalistische Spanien, ob nun als franquistische Diktatur oder als bürgerliche Demokratie, konnte oft beeindruckende, wertvolle Einzelgebäude schaffen, aber für die neue Stadt war in ihm nie Platz.

Nur wenige Gebäude hatten ähnlich stark den Anspruch, Quellen eines neuen Torremolinos zu sein wie Los Manantiales. Aber was sind Quellen ohne Mühlen, was ist Architektur ohne Stadtplanung?

Erkundungen auf Friedhöfen: Englische Felder in Torremolinos

„There’s some corner of a foreign field that is for ever England“, zitiert das Grab des Philip Terence Holligan („20th May 1898 to 29th July 1986”) auf dem Friedhof San Miguel in Torremolinos den Dichter Rupert Brooke, „es gibt eine Ecke eines fremden Felds, die für immer England ist”. Es ist ein schöner Ausdruck dafür, daß jede Erde, in der ein Toter ruht, heimatlich ist. Die Zeilen des patriotischen Gedichts aus dem ersten Weltkrieg, als viele Engländer in fremden Feldern verblieben,  passen gut zum Grab eines Mannes, der als sehr junger Pilot an ihm teilgenommen hatte (das D.F.C. hinter einem Namen steht für Distinguished Flying Cross, die höchste Auszeichnung für Offiziere der britischen Luftwaffe) und dann zur ersten britischen Generation an der südspanischen Costa del Sol zählte.

(Bilder zum Vergrößern anklicken)

Wegen der vagen, stark ins Homosexuelle gehenden sexuellen Orientierung des Dichters und da dies Torremolinos ist, kann man sich auch eine Verbindung zum dreißig Jahre jüngeren, aber im gleichen Jahr verstorbenen und darüber bestatteten Henry Charles Lightowler – Widmung: „Well played“ – vorstellen, vielleicht ganz grundlos.

Doch wenn die Zeilen das Bild eines Grabs irgendwo auf einem Friedhof, eines Steins umgeben von Gras, evozieren, zeigt der Ort, wie sehr dieses Bild geographisch und kulturell bestimmt ist, denn auf diesem spanischen Friedhof ist weit und breit kein Feld oder Gras und statt eines freistehenden Steins gibt es Platten in einer Mauer mit Grabfächern auf sieben Ebenen.

Obwohl der Friedhof eine idyllische Lage auf den Klippen über dem Meer hat, gibt es keinerlei Aussicht und er könnte ebensogut in England sein, wo es jedoch eben keine solchen Friedhöfe gibt. Englisch wird die Grabplatte in der feldlosen Fremde erst durch die Inschrift.