Fridtjof Nansen in Wien

Im weiten Süden von Wien, im 23. Bezirk, liegt der Fridtjof-Nansen-Park, leicht am Hang, eingebettet in städtische und genossenschaftliche Wohnhausanlagen aus den Sechzigern und Siebzigern, ein unauffälliger und angenehmer Ort. Der Park hat, wie sich das gehört, auch ein Denkmal für seinen Namensgeber.

Käme man von der Ecke Amstergasse/Mehlführergasse darauf zu, sähe man es weit oben auf der ansteigenden Wiese.

FridtjofNansenDenkmalWienWiese

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Doch eher sieht man von hier nur einige große graue Steinblöcke vor den Bäumen. Erst von Näherem merkt man, daß die Steine nicht zufällig dort liegen, sondern zwei etwa parallel zueinander und ein weiterer quer über ihnen.

FridtjofNansenDenkmalWienVorne

Aus diesem ragt eine bronzene Büste Fridtjof Nansens – ob ihrer wie unfertigen, wie aufgequollenen Oberfläche leicht als Werk des in Wien häufig vertretenen Bildhauers Hubert Wilfan zu erkennen.

FridtjofNansenDenkmalWienBüste

Sie zeigt Nansens scharfes, schnurrbärtiges Gesicht mit in die Ferne gerichtetem Blick in einem hohen Kragen,  der unten nur noch durch ein die schon nicht mehr gezeigte Brust kreuzendes Band angedeutet ist. Vorbild war eine Porträtphotographie des englischen Prominentenphotographen Henry Van der Weyde aus dem Jahre 1897. Eine Bronzetafel am rechten Stein umreißt Nansens Leben knapp:

FridtjofNansenDenkmalWienTafel

Norwegen, Polarforschung, „Fram“, Völkerbund – mit so aufgefrischter Erinnerung mag man dann in den Steinen das Packeis des Nordpolarmeers und in seinem Blick den des entschlossenen Entdeckers erkennen.

Aber die richtige Annäherung zum Wiener Fridtjof-Nansen-Denkmal ist nicht die von vorne, es ist auch kein Zufall, daß kein Weg den Hang hinauf zu ihm führt. Viel eher und richtiger kommt man auf dem Weg durch den Park von der Seite

FridtjofNansenDenkmalWienSeite

oder gar von hinten zu ihm.

FridtjofNansenDenkmalWienHinten

Dann sieht man wieder zuerst nur die Steine und vor allem die Aussicht in die Stadt, die sich plötzlich auftut.

FridtjofNansenDenkmalWienBlick

Zusätzlich zur nahen Wohnbebauung nun eine Landschaft mit dem langen Hang des Wienerbergs, am Horizont die Bürohochhäuser, ein Wasserturm, gar der Funkturm Arsenal und viel näher die Terrassen von Alterlaa. Dorthin, in die Stadtlandschaft Wiens, nicht in die Weiten des Eismeers, blickt dieser Nansen. Das Denkmal lädt geradezu ein, es ihm gleich zu tun, sich neben seiner Büste auf dem Stein niederzulassen und statt sie anzusehen seinem Blick zu folgen und bald zu weiteren Expeditionen durch Wien aufzubrechen.

FridtjofNansenDenkmalWienGesichtBlick

Nicht nur durch seine Form, sondern auch durch seine Lage in der Stadt wird das Denkmal dem Geehrten gerecht.